JAHRESBERICHT 2022 | 2023

DR. STEFAN HIRSCHMANN Mitglied der Geschäft sleitung MICHAEL HECK Senior Manager bei der Cofi npro AG ABB. 1: WIE HOCH SCHÄTZEN SIE DAS DISRUPTIVE POTENZIAL VON SPRACHMODELLEN WIE CHATGPT EIN? © Cofi npro AG | VÖB-Service GmbH Sehr hoch Eher hoch Weniger hoch Gering Anwendungen der Künstlichen Intelligenz (KI) werden im Bankensektor voraussichtlich eine immer größere Rolle spielen. Insbesondere Large Language Models (LLM) wie ChatGPT bekommen aktuell besonders viel Aufmerksamkeit. In einer gemeinsamen Studie der Unternehmensberatung Cofi npro und VÖB-Service haben acht von zehn Finanzexperten angegeben, dass neue Sprachmodelle ein hohes bis sehr hohes disruptives Potenzial haben. Die Branche steht also vor großen Umwälzungen. Die Branchenexperten wünschen sich daher einen offensiveren und mutigeren Umgang mit Zukunft sthemen wie KI. So stimmen 87 Prozent der Aussage zu, dass sich Banken zu einer lernenden Organisation entwickeln sollten, anstatt vorrangig auf Eff izienz zu achten. Dazu gehört auch, den Werkzeugkasten im laufenden Betrieb um KI zu erweitern, statt sie nur in Innovationsabteilungen zu verproben. Obwohl Eff izienzsteigerungen im ureigenen Interesse der Banken als Unternehmen liegen, sollte der Fokus für die langfristige Strategie breiter gesetzt sein. Aspekte wie die Neupositionierung für nachwachsende Kundengenerationen dürfen nicht vernachlässigt werden. Risiken für die Bank minimieren Dabei ist nicht jede KI-Anwendung aus dem neuen Werkzeugkasten für beliebige Anwendungsfälle passend. Insbesondere für Sprachmodelle wie ChatGPT empfehlen die Bankexperten den Einsatz im Kundenservice (85 Prozent), im Marketing (71 Prozent) und im Personalmanagement (42 Prozent). Zwar gibt es noch Herausforderungen bei der Validierung der Antworten, aber der bereits erreichte Reifegrad ist beachtlich. Ein Manko der Technologie: KI-generierte Antworten suggerieren einen 100-prozentigen Wahrheitsgehalt und haben eine hohe Überzeugungskraft . Bei statistischen Modellen, wie es bei ChatGPT der Fall ist, ist eine gewisse Fehlerquote aber eben auch Teil der Statistik. Daraus folgt für die Bank: KI kann dem Bankberater zunächst nur als „Zulieferer“ dienen, also Informationen sichten, zusammenstellen, analysieren und aufbereiten. Die eigentliche Entscheidungsgewalt liegt aber auf absehbare Zeit beim Menschen. So könnte in Zukunft eine KI noch während des Beratungstermins das Gespräch in Echtzeit analysieren, um Hinweise, Anlagealternativen oder auch Hintergrundinformationen einzubringen. Der Berater hätte damit einen digitalen Kollegen an seiner Seite, der über alle Anlageprodukte und Risikoklassifi zierungen Bescheid weiß. Damit kann das optimale Portfolio für den Kunden zusammengestellt werden. Aber auch andere begleitende Informationsmaterialien, wie die Briefi ngmappe oder Ergänzungen zum Beratungsprotokoll, lassen sich mithilfe von KI auf Knopfdruck erstellen. KI in Banken: Die Zukunft hat begonnen 39 VÖB-Service

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