Mehr noch: Die doppelte Transformation ist kein einzelnes Projekt, sondern ein kontinuierlicher Prozess, der Nachhaltigkeit und Digitalisierung in Einklang bringt und von allen Mitarbeitern im Unternehmen getragen werden muss. „Die Umsetzung von Transformation ist immer so gut wie die handelnden Menschen“, weiß Dr. Peter Stemper, Vorstand der NRW.Bank. Wo auch immer die Verantwortlichkeiten organisatorisch aufgehängt werden: Wichtig sei, dass keine Zersplitterung in der Unternehmensstruktur erfolge und die Kompetenzzuweisungen bei den CIOs, CDOs, CSOs etc. transparent und nachvollziehbar seien. „Notwendig ist die Gesamtverantwortung des Vorstands, der die zentralen Aspekte der Transformation ebenso vorlebt wie die anderen Führungskräfte und damit eine Awareness im Gesamtunternehmen fördert“, sagt Stemper. Es gibt nur ein Problem: Die Digitalisierungslücke, vor der Deutschland steht, ist noch groß. Der Digitalisierungsindex 2023 des Bundesministeriums für Wirtschaft zeigt, dass die Digitalisierung der Wirtschaft in Deutschland 2023 weiterhin stagniert und seit 2021 eher von einer Seitwärtsbewegung zu sprechen ist. Auch der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) ist unzufrieden – und fordert von politischen Entscheidungsträgern eine engere Verzahnung von Digitalisierung und Nachhaltigkeit sowie Anreize für die flächendeckende Anwendung digitaler Technologien. Viele Unternehmen, die beispielsweise eigene Kapazitäten zur Erzeugung erneuerbarer Energien aufbauen möchten, sehen sich durch hohe bürokratische Anforderungen und fehlende Planbarkeit gehemmt. „Der von der Bundesregierung versprochene Bürokratieabbau ist für viele Unternehmen offenkundig bislang nicht spürbar“, sagt Prof. Dr. Stephan Wimmers, Geschäftsführer für Standortpolitik der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg. Für die nachhaltige Transformation werde weiterhin mehr Tempo in den Planungs- und Genehmigungsverfahren benötigt. Gemäß einer aktuellen Studie der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) sehen rund zwei Drittel (62 Prozent) der antwortenden Unternehmen in der überbordenden Bürokratie die größte Hürde für eine erfolgreiche Energiewende. Weitere Hemmnisse werden in fehlenden Informationen sowie der geringen Planbarkeit und Verlässlichkeit der gegenwärtigen Nachhaltigkeitspolitik gesehen. Knapp 40 Prozent der Unternehmen sehen ihre Wettbewerbsfähigkeit am Standort Deutschland überdies durch hohe Energiepreise gefährdet, unter den tendenziell exportorientierten Unternehmen der Industrie sogar 61 Prozent. In Zeiten des wachsenden Wettbewerbsdrucks stehen Unternehmen nun also vor der doppelten Transformation. Sie müssen gleichzeitig nachhaltiger und digitaler werden. Umso wichtiger ist es, dass sie strategisch klug in Digitalisierung investieren – was wiederum zu Effizienzgewinnen führt, die nicht nur mit einer Gewinnsteigerung, sondern auch mit einer CO2-Reduktion einhergehen. Auf der anderen Seite hat sich das Risikouniversum erweitert, etwa durch Haftungsrisiken aus fehlerhafter Nachhaltigkeitsberichterstattung, die Konsequenzen für die Geschäftsleitung und den Aufsichtsrat nach sich ziehen können. Die Nachhaltigkeitsberichterstattung ist – insbesondere durch neue Regulatorik, wie die CSRD und die EU-Taxonomie – in Bewegung. Öffentlichkeit und Investoren legen zunehmend Wert auf ESG-konformes Verhalten. Schon vermeintliche Fehler können erheblichen Einfluss auf „Die gemeinsame Betrachtung von digitaler Transformation und Nachhaltigkeitstransformation führt zu erheblichen Synergien und neuen Innovationen.“ Dr. Stefan Hirschmann, VÖB-Service GmbH 32 VÖB-Service
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