13 VÖB-Service Achtung, Biene, Blume hört zu! Lauschen oder die Erfindung des zentrierten Zuhörens Die Ressource „Klang“ Die Evolution geht den Weg des geringsten Widerstands und lässt sich anbietende Ressourcen selten brachliegen. Über Millionen von Jahren werden Blumen und Blüten vom Summen bestäubender Insekten umschwirrt und festigen das Erfolgsmodell des gegenseitigen Nutzens. Die Forscherin Lilach Hadany von der Universität Tel Aviv hat vermeintlich simpel gefragt: Wäre es nicht eine furchtbare Verschwendung, wenn Blumen den typischen Sound ihrer Lieblingsbestäuber nicht hören, nicht nutzen könnten? Aber wie sähe dann die Kommunikation aus? Die Phytoakustikerin untersuchte genau diese Wirkung von Geräuschen auf Pflanzen. Sie beschallte die schüsselförmigen Blüten der Nachtkerze mit verschiedenen Klangsignaturen: Fledermausrufen, Geräuschen von Schwebfliegen und Bienen sowie computergenerierten Tönen in hoher, mittlerer und niedriger Frequenz und – Stille. Auf der anderen Seite maß sie, ob sich der Nektar – die Belohnung für den typischen Bestäuber, in diesem Fall die Honigbiene – in der Konzentration seiner Süße verändert. Nur bei den Klängen der Honigbienen (0,2 bis 0,5 Kilohertz) und ähnlich niederfrequenten Tönen (0,05 bis 1 Kilohertz) stieg nach der Beschallung binnen drei Minuten die Zuckerkonzentration im Nektar bis auf 20 Prozent. Die Nachtkerze hört mit ihren Blütenohren, wann sie zur Verbreitung der eigenen Pollen ihren Fremdbestäuber Biene süß verwöhnen sollte. Wie hören wir selbst eigentlich wirklich? Stille – in unserem Innenohr ist es nie wirklich still. Äußere Haarsinneszellen produzieren fortlaufend Töne, ein autonomer Mikroverstärker für schwächste Signale. Lärm – wir filtern, blenden Störgeräusche aus und lösen einzelne Stimmen aus Gruppendiskussionen. Aber wie hören wir eigentlich zu? Wie kommunizieren wir? Im Inneren spricht man während des Zuhörens fast schon mit. Wir gehen mit einer bereits ausgeprägten Erwartungshaltung in ein Gespräch oder entwickeln sie simultan. Unsere innere Stimme unternimmt beständig Hypothesenbildung. Während ich zuhöre, kann ich nachdenken. Während ich spreche, kann ich mir selbst zuhören – eine Metaebene der Kommunikation. So leicht uns die unbewusste Sprachproduktion auch fällt, wir haben begrenzte Ressourcen, die Prozesse im Hintergrund sind komplex. Die Theorie des passiven Einströmens von Sprachinhalten ist veraltet. Unser Gehirn arbeitet mit Vorschausystemen und Selbstüberwachungsschleifen. Durchaus mit generativer KI/ChatGPT vergleichbar, konstruieren wir wahrscheinliche Zukünfte. Beim Zuhören ergänzen wir, bis hin zur kreativen Erfindung. Gelingendes Zuhören ist eine Mischung aus Input und der Erwartung der Vorhersage. Beim Zuhören bewegen wir uns in einem Möglichkeitsraum. Der Möglichkeitsraum „Hören“ VÖB-Service richtet ihre Aufmerksamkeit auf genau diesen Möglichkeitsraum. Wir hören zu. Offene Möglichkeitsräume sind kostbare Kreativräume. Wir zentrieren uns auf Ermöglichung und Verwirklichung. Welche Antworten hören wir, wenn wir die Kreditwirtschaft, Banken und Unternehmen nach Bedarfen, Ideen und Wünschen fragen? Wie hören wir? Unsere Erwartungshaltung: die Verbindung unseres Könnens mit tieferem Kundenverständnis zum gegenseitigen Nutzen erblühen lassen. Unsere Vorhersage: angewandte Innovation als süßer Nektar der Kreativität. (Quelle: 3sat-Wissen: scobel – Was Stille auslöst, 22.02.2024)
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